Niemand kann für sich allein etwas bewegen. Was für Menschen gilt, gilt ebenso für Abteilungen und Bereiche in Organisationen. Viele Unternehmen unterscheiden bis heute noch zwischen Business-Units wie Sales und Marketing, die das Geschäft und damit den Erfolg der gesamten Organisation vorantreiben. Und den Corporate Services, wie Human Resources, Compliance, IT, Facility Management, Einkauf und Finance, die das Business lediglich mit Expertise und Strukturen unterstützen und ermächtigen. Nachdem diese lange genug eine untergeordnete Rolle gespielt haben, ist nun der Moment der Corporate Services gekommen: Es wird Zeit, sich und das Unternehmen zu verändern und Silos aufzulösen.
Auf dem Prüfstand: Corporate Services
Den Corporate Services haftet vielerorts der Ruf als operativer Support für Vertrieb, Produktion oder Marketing an. Als Cost Center betrachtet, die weit vom Geschäft entfernt sind, können sie nur schwer einen Beitrag zur Wertschöpfung leisten. Corporate Services stehen auf dem Prüfstand, wenn Restrukturierungen oder Sparprogramme anstehen. Nicht selten legen Unternehmen die Arbeit dieser Bereiche in die Hände externer Agenturen. Das ist leichtsinnig, weil sie so nicht nur die Verantwortung für wichtige Prozesse verlieren. Auch das Business verpasst das große Potenzial, das in den Corporate Services schlummert.
„Corporate Services gestalten transformationale Prozesse. Sie bauen damit an vorderster Front die wirtschaftliche Zukunft.“
Es findet jedoch gerade ein Umdenken statt. In den letzten Jahren mausern sich Corporate Services zu neuen Held:innen im Unternehmen. In Zeiten des Fachkräftemangels beantworten Human Resources mit Statistiken, Tools und Menschenkenntnis die Frage: Wie finden wir die richtige Person für den richtigen Job im richtigen Moment? IT-Teams erproben digitale Marketing- und Vertriebswege, fördern extern die direkte Kommunikation mit Kund:innen und intern mit Mitarbeitenden. Sie denken weit über den Tellerrand des Hardware-Bereitstellers hinaus und ermöglichen innovative Entwicklungsprozesse. Mit cleveren Raumkonzepten und passenden Personaldienstleistungen plant das Facility Management die dezentrale und flexible Architektur von Unternehmen, die nachhaltig und doch profitabel wirtschaften wollen. Corporate Services gestalten transformationale Prozesse. Sie bauen damit an vorderster Front die wirtschaftliche Zukunft eines Unternehmens.
Mitsprache und Mitbestimmung
Vom begeisternden Onboarding über vielversprechende Projekte, berufliche Weiterentwicklung bis zum Ende eines Beschäftigungsverhältnisses: Was Mitarbeitende und Führungskräfte in ihrem Unternehmen erleben und wie sie Entscheidungsprozesse, Umgangsformen und Entfaltungsmöglichkeiten wahrnehmen, spielt eine große Rolle für die gesamte Organisation. Wirksame, engagierte Teams interagieren intensiver mit Kund:innen und sie verbessern die Reputation der Organisation. Doch dafür brauchen Unternehmen andere Strukturen: Die beliebte Aufteilung ins Business, das die Organisation in die Zukunft führt, und die Corporate Services am Rande, die dafür sorgen, dass der Laden läuft, aber sonst bitte still sein sollen, ist obsolet. Der Schlüssel liegt in der Mitsprache und Mitbestimmung aller Beteiligten.
„Führungsebenen brauchen eine Kultur der Partnerschaft, in der alle Bereiche der Organisation ein Wörtchen mitreden.“
Wer neue Strukturen aufbaut und innovative Geschäftsfelder erschließt, verdient einen Platz am Tisch. In einigen Unternehmen ist das den Corporate Services bereits gelungen und sie haben sich zu essenziellen, strategischen Partner:innen entwickelt. CEOs können diese Entwicklung akzeptieren und den Kreis der Entscheider:innen in der Geschäftsführung erweitern. Das bedeutet, dass sie enger als bisher mit CHROs, CIOs, CFOs, oder CTOs zusammenarbeiten werden. Führungsebenen brauchen eine Kultur der Partnerschaft, in der alle Bereiche der Organisation ein Wörtchen mitreden. In einer Welt, in der Menschen den entscheidenden Unterschied machen, die in einer Arbeitsumgebung arbeiten, die sie wirksam werden lässt, sind HR, IT, Finance, aber auch Facility Management und Einkauf keine Randbereiche mehr, sondern zentraler Teil des strategischen Business.
Das Ende von Silos und klassischer Machtgefüge
Wohin die Reise geht, ist inzwischen klar: In Zukunft schaffen Human Resources, Facility Management oder IT nicht nur die operativen Grundlagen für den Erfolg von Unternehmen. Sie gestalten die neue Arbeitswelt und schaffen Möglichkeiten, die weit über „Kosten einsparen“ und „Prozesse vereinfachen“ hinausgehen. Als strategische Partner:innen des Business stellen die Corporate Services klassische Machtgefüge in Frage. Langfristig sollten jedoch alle Führungsbereiche eine intensive und wertschätzende Zusammenarbeit anstreben.
„Die digitale Transformation liegt in der DNA der Corporate Services.“
Corporate Services zeigen heute immer deutlicher, dass sie ihren neuen Aufgaben gewachsen sind. Einerseits brauchen und nutzen sie dafür zuverlässige und wirtschaftliche Strukturen, um den Kernprozessen und Aufgaben des Unternehmens gerecht zu werden. Andererseits geht das nicht ohne digitales Mindset und entsprechende Kompetenzen. Die digitale Transformation liegt in der DNA der Corporate Services und bisher machte man darüber in HR- oder Finance-Abteilungen nicht viel Aufhebens. Es ist geradezu selbstverständlich, dass man eine Bewerbung heute problemlos, schnell und einfach online abgeben kann und dass der Bewerbungsprozess rein digital abgewickelt wird. Corporate Services taten, was getan werden musste, um mit den sich wandelnden Anforderungen Schritt zu halten. Sie sind darin also geübt. Das ist ihr großer Vorteil, Teil ihrer Verantwortung und die Gelegenheit, mehr Mitspracherecht einzufordern, das ihrer neuen Rolle gerecht wird.